Das Wostok-Bataillon, ein mächtiger neuer Akteur in der Ostukraine

Members of the Vostok Battalion, a pro-Russia militia, escort an activist of the so-called People's Republic of Donetsk after detaining several of them following their storming of the regional state building in the eastern city of Donetsk on May 29.

Mitglieder des Wostok-Bataillons, einer pro-russischen Miliz, eskortieren einen Aktivisten der so genannten “Volksrepublik Donetsk” nachdem sie die Regionalverwaltung der östlichen Stadt Donetsk am 29. Mai erstürmt hatten und dabei mehrere Aufständische festgenommen wurden (AFP)

Quelle: Claire Bigg, Radio Freies Europa / Radio Freiheit Englisch, 30.5.2014
Übersetzung aus dem Englischen

Gerüchte, dass kampferprobte tschetschenische Kämpfer aus Russlands berüchtigtem “Wostok-Bataillon” im Osten der Ukraine aktiv sind, zirkulieren seit Wochen.

Sie materialisierten sich unerwartet am 29. Mai, als Dutzende von schwer bewaffneten Männern, die sich als Mitglieder des “Wostok-Bataillons” ausgaben, das Hauptquartier der Separatisten im Zentrum von Donetsk stürmten, und die bunte Bande von pro-russischen Rebellen, die das Gebäude seit März besetzt hatten, vertrieben.

Dieser dreiste Überfall am helllichten Tag hat die Region in neue Unsicherheit gestürzt. Die Entstehung einer solchen weithin erkennbaren russischen Militärstruktur im Osten der Ukraine hat auch Fragen über die Rolle Moskaus in dem Konflikt aufgeworfen.

Also, was ist das “Wostok-Bataillon” und was tut es im Osten der Ukraine?

Das Wostok (“Ost”)-Bataillon wurde vom tschetschenischen Warlord Sulim Jamadajew im Jahr 1999 zu Beginn des zweiten Tschetschenien-Krieges gebildet.

Zusammen mit seinen vier Brüdern kündigte Jamadajew dem tschetschenischen separatistischen Aufstand aus Protest gegen dessen wachsende Islamisierung die Gefolgschaft und stellte eine Gruppe treuer Kämpfer zusammen.

Das neu gebildete Wostok-Bataillon blieb in Tschetschenien stationiert.

Es wurde direkt dem russischen Verteidigungsministerium, Hauptverwaltung Aufklärung (der GRU) unterstellt, und wurde mit der Ausrottung der arabischen Dschihadisten beauftragt, die zusammen mit den örtlichen Aufständischen kämpften.

Im Jahr 2008 wurde die Einheit entsandt, um pro-russischen Separatisten aus Südossetien im russisch-georgischen Krieg zu helfen.

Es wurde offiziell kurz nach dem Krieg aufgelöst. Experten glauben, dass es sich dabei um einen politischem Schachzug handelte, um der aufflammenden Rivalität zwischen den “Wostochniki”, wie das Bataillon war umgangssprachlich genannt wurde, und den Mitgliedern der “Kadirowtsy”, der gefürchtete Miliz des von Russland unterstützten tschetschenischen Führers Ramsan Kadyrow, ein Ende zu setzen. Continue reading

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Nowaja Gazeta: PR-Gespenster des Krieges

Quelle: Nowaja Gazeta (Russland), 26.5.2014

Ukraine. Hier wird ein Krieg geführt, wie ihn die Welt bisher noch nicht gesehen hat. An ihm arbeiten russische PR-Agenturen und “Polittechnologen”. Aber die Menschen sterben… real.

Pjetr Saruchanow (Nowaja Gazieta)

Dieser Krieg wird ohne Zweifel in die Lehrbücher eingehen: Er wird im Südosten der Ukraine von Moskauer PR-Agenturen, kommerziellen Unternehmen, ihren Mitarbeitern und deren Freunden geführt. Sogar der ausgefeilteste Verstand westlicher Gurus in Sachen Polit-Consulting hat so etwas noch nicht geschafft. Diesen Krieg neuen Typs hat die „Nowaja Gazeta“ anhand verschiedener Quellen untersucht – anhand von Dokumenten, welche die Redaktion erhielt, sowie von Augenzeugenberichten und Berichten unserer Korrespondenten. In dieser Ausgabe finden Sie:

  • Materialien aus den Ermittlungsakten eines Kriminalfalls, der mit Alexander Borodaj verbunden ist
  • Emails und “Lebenslauf” von Igor Girkin (alias Strelkov) und seinen Mitstreitern
  • Listen mit Ordensverleihungen durch das Präsidialamt nach dem Anschluss der Krim
  • Email-Kommunikation von Mitarbeitern mehrerer Firmen, die als ideologische Subunternehmer am „ukrainischen Projekt“ mitarbeiten, insbesondere der Firmen „Geheimer Berater“, „Agentur für Internet-Untersuchungen“ (AII) und „Art-Media“

Wir haben keine Zweifel, dass die Gelder für die PR-Begleitung unserer Ukraine-Politik noch an viel mehr Agenturen und Einzelpersonen flossen. Aber heute erzählen wir nur von denen, die direkt auf dem Territorium des „Bruderlandes“ aktiv waren.

Donetsker Region, 24.5.2014 (Foto: Ewgenij Feldman)

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