Jetzt kann ich wieder lachen und sogar scherzen. Doch noch ein paar Stunden zuvor stand ich mitten auf dem Maidan und heulte mir Seele aus dem Leib. Und ich konnte nicht aufhören. Ein Mädchen kam auf mich zu, umarmte mich, versuchte, mich zu beruhigen, küsste mich auf die Stirn. Ich heulte auf ihrer Schulter, wie ein Kind in Mutters Armen. Sie verstand, dass mich in diesen Minuten nur eine Umarmung retten konnte. Noch ein bisschen, und mein Herz wäre vor lauter Verzweiflung zerrissen.
Ein paar Minuten davor stand ich ruhig auf der Schovkowytschna, schaute zu, wie die Berkut vom Dach des Hochhauses Molotow-Cocktails nach uns warf, wie Demonstranten mit den Pflastersteinen nach Berkut warfen, die in “Schildkrötenstellung” standen (das ist eine Schutzposition, bei der die Kämpfer einen engen Haufen bilden und sich von allen Seiten mit Schutzschildern bedecken) und diese warfen nach uns mit denselben Pflastersteinen zurück, in einem Mix aus Gummigeschoßen und Blendgranaten. Einige der Berkut-Kämpfer kamen raus, zeigten uns, dass sie uns fertigmachen wollen und gestikulierten dabei ausdrucksvoll irgendwo in der Genitaliengegend. Wir standen trotzdem. In der Nähe standen Omas beim Borsch und Grießbrei-Ausschenken, junge Mädels liefen umher und verteilten Milch und Zitronenwasser. Continue reading →