Das russische Fernsehen führt einen Propagandakrieg gegen die Ukraine. Aber funktioniert das?
von Joanna Szostek, 11. Juni 2014, opendemocracy.net
(Übersetzung aus dem Englischen)

Die Psychologin-Physiognomikerin Swetlana Filatowa weist in Woskresnoje Wremja auf die Aggression in den Augenlidern Poroschenkos hin.
Die lange Propaganda-Kampagne der russischen Fernsehkanäle gegen die politische Führung der Ukraine und den Westen hält unvermindert an. Am vergangenen Wochenende überschrieb eine Nachrichtensendung am Sonntagabend die “Wildheit” (zverstvo) des “Faschismus” in der Ukraine, die vom Westen ‘zynisch’ getragen werde. Es ging um die “Grausamkeit” und die “Kriegsverbrechen” der ukrainischen Streitkräfte, die “Folter” an russischen Journalisten durch ukrainische Behörden, und den beklagenswerten historischen Mangel an Aufrichtigkeit des Westens (der Moderator verknüpfte die D-Day Landungen des Zweiten Weltkrieges mit einer anglo-amerikanischen Verschwörung zur Blockade der russischen Herrschaft über Europa). Eine weitere Nachrichtensendung am Sonntagabend zeigte Interviews mit ‘Physiognomisten’ und Psychologen, die die persönlichen Qualitäten des neuen Präsidenten der Ukraine von seinen Gesichtszügen und seinem Ausdruck ableiteten. Petro Poroschenko, schlossen sie, ist jemand, der nicht meint, was er sagt; seine “überhängenden Augenlider ‘zeigten Aggression, und er sei nur in die Politik gegangen, um Geld zu verdienen. Man kann sich durchaus fragen, wie ein Zuschauer einen Nachrichtensender ernst nehmen kann, der Analysen anhand der Augenlider eines Präsidenten durchführt.
Statistiken
Jedoch erhalten 92% der Russen weiterhin ihre Nachrichten über die Ukraine aus dem Fernsehen, und 70% von ihnen sagen immer noch, dass die Fernsehsender der Föderation objektiv berichten, zumindest für den größten Teil, so heißt es jedenfalls in einer aktuellen Umfrage von Levada.
Auf der anderen Seite haben frisch vom Broadcasting Board of Governors veröffentlichte Umfragedaten die Grenzen der russischen Propaganda-Maschine in der Ukraine aufgezeigt. Im April wurden 1.900 Menschen (500 auf der Krim und 1400 im Rest der Ukraine) von Gallup-Meinungsforschern über ihre Medienkonsumgewohnheiten befragt. Die Befragten wurden gebeten, ihre drei wichtigsten Informationsquellen zu nennen. Die russischen föderalen Rundfunkanstalten Pervyy Kanal (ORT), Rossiya 1 (RTR Planeta), Rossiya 24 und NTV wurden jeweils von nur 2% der Personen benannt, die an der Umfrage teilgenommen. Diese niedrigen Zahlen spiegeln die erfolgreiche Umsetzung einer Anordnung vom März wieder, die die Übertragung dieser Kanäle über ukrainische Kabelnetze verboten hat. Noch im Jahr 2012 genoss Rossiya 1 eine wöchentliche Reichweite von fast 19% in der Ukraine; das ist jetzt auf rund 9% gefallen. Der Zugang zu den russischen Kanälen ist für die ukrainischen Zuschauer nur mit Satellitenschüsseln oder für diejenigen möglich, die auf der Krim und östlichen Teilen des Landes leben, wo die Infrastruktur für Fernsehübertragung nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle ist.